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Ulmen-Arten Seltene Baumarten

Die drei heimischen Ulmenarten - Flatter-Ulme (Ulmus laevis Pall.), Berg-Ulme (Ulmus glabra Huds.) und Feld-Ulme (Ulmus minor Mill.) - sind in ihrem Bestand bundesweit gefährdet. Diese Einschätzung beruht vorrangig auf den Auswirkungen des Ulmensterbens  sowie auf dem großflächigen Habitatverlust im Bereich der Hartholzauen und Feuchtgebiete.

Ulmen-Arten

Ulme (Quelle: Heiko Küverling - stock.adobe.com)

Ulmen sind winterharte, sommergrüne Laubbäume, die bei einem Stammdurchmesser von bis zu 100 Zentimetern bis zu 40 Meter hoch werden. Es sind recht nährstoff- und wärmeliebende Bäume. Ihre charakteristischen Blätter sind gezähnt, und am Blattansatz je nach Art mehr oder weniger asymmetrisch geformt. Sie erinnern an die Blätter der Haselnuss. Die Früchte der Ulme sind geflügelte Nüsschen. Aufgrund ihrer Form fliegen sie weit mit dem Wind und sorgen für eine schnelle Verbreitung. Die bräunlich-graue Rinde ist anfangs glatt, später tief längsrissig und dunkelgrau.

In Mitteleuropa sind nur drei von den etwa 30 Arten, die zur Gattung der Ulmen zählen, heimisch. Dies sind die Flatter-Ulme (Ulmus laevis Pall.), Berg-Ulme (Ulmus glabra Huds.) und Feld-Ulme (Ulmus minor Mill.), die aus forstlicher Sicht den Edellaubhölzern zugeordnet werden.

Ulmenblätter (Quelle: vodolej - stock.adobe.com)

Ur-Einwohner deutscher Wälder

Ulmen gehören mit zu den ältesten Baumarten der Erde. Ulmengewächse gab es wohl schon vor 65 Millionen Jahren und als Fossil wurden sie sogar im Tertiär, d.h. bereits vor 10 Millionen Jahren, nachgewiesen. Dabei können Berg- und Feld-Ulmen bis zu 400 Jahre alt werden und Flatter-Ulmen erreichen ein Höchstalter von 250 Jahren. Doch bereits seit Jahrzehnten werden die Ulmen-Arten in unseren Wäldern immer seltener. Heute gelten die drei heimischen Ulmenarten in ihrem Bestand bundesweit als gefährdet. Dieser Rückgang begründet sich vorrangig durch die Auswirkungen des Ulmensterbens der Berg- und Feld-Ulme, sowie durch den großflächigen Habitatverlust der Hartholzauen und Feuchtgebiete für die Flatter-Ulme. Doch kommt dem Erhalt der Ulmen, durch ihre zeitlich lange und räumlich weite Verbreitung in sehr verschiedenen Lebensräumen, eine große ökologische Bedeutung zu. Über 600 Arten und Artengruppen nutzen die Ulmen in vielfältiger Weise z.B. als Bienenweide und Futterpflanze. Auch gibt es Insekten-, Spinnen- und Pilzarten die auf Ulmen spezialisiert sind, d.h. nur auf und durch Ulmen existieren können.

Vom Mythos der Ulmen

Die Ulme spielte auch in der Mythologie eine wichtige Rolle. Bereits im antiken Griechenland war die Ulme Hermes, dem Schutzgott der Reisenden, Kaufleute, Hirten und den Dieben geweiht. Auch kam sie bereits zu dieser Zeit in der Heilkunde zum Einsatz. Des Weiteren war sie ein Symbol für Trauer und Tod. Vielerorts versuchte man mithilfe von Ulmen bösen Zauber abzuwehren. Zu diesem Zweck nähten die Menschen in der Normandie Rindenstücke von Ulmen in ihre Kleidung.

Heimische Ulmenarten

Die Feld-Ulme ist von den drei in Mitteleuropa heimischen Ulmenarten am weitesten verbreitet und in ganz Europa, auf den Kanaren, in Nordafrika und in Kleinasien beheimatet. Sie kommt in eichenreichen Laubmischwäldern vor, je nach Standort oft vergesellschaftet mit Berg-Ahorn und Esche, und tritt in Deutschland vor allem an der Elbe und Donau auf. Das wärmeliebende Gehölz bevorzugt sonnige bis halbschattige, trockene bis feuchte, nährstoffreiche und kalkhaltige Standorte.

Die Berg-Ulme ist fast überall in Europa verbreitet, von Mittelspanien, Italien und Südosteuropa bis Südskandinavien, von den Britischen Inseln bis zum Ural. Sie ist eine typische Mischbaumart der Schluchtwälder im Mittelgebirge, der niederen Hügel- und Bergregionen Deutschlands und am Rande von Auwäldern. Oft ist sie in Vergesellschaftung mit Linde und Berg-Ahorn anzutreffen. Als sehr anspruchsvolle Baumart bevorzugt sie sonnige bis halbschattige, kühle, luftfeuchte, frische und feuchte Standorte.

Die Flatter-Ulme ist die seltene und weniger bekannte unter den heimischen Ulmenarten. Der Name Flatter-Ulme kommt von den Früchten und Blüten des Baumes. Diese hängen an bis zu fünf Zentimeter langen Stielen, so dass diese im Wind umherflattern. Sie ist ein typischer Baum des Tieflandes, speziell der Flusstäler und wächst vornehmlich in eichenreichen Auenwaldgebieten. Die Flatter-Ulme gedeiht auf nassen, moorigen und zeitweise überfluteten Böden, z.B. den Niederungen größer Flüsse sowie in den Bach- und Sumpfwäldern. Dort wo die meisten heimischen Baumarten, wie z.B. Rot-Buchen, nicht mehr gedeihen können, wachsen Flatter-Ulmen. Vor allem aber ist sie viel weniger anfällig für das Ulmensterben, jener Krankheit, die in Europa Millionen von Ulmen zum Absterben brachte.

Vorkommen in Deutschland

Im Zuge einer bundesweiten Erhebung wurden insgesamt ca. 321.572 Feld-Ulmen in 463 Vorkommen nachgewiesen. Verbreitungsschwerpunkte sind die mittlere Elbe und die Saale sowie der Oberrheingraben. Von der Berg-Ulme konnten etwas über 230.000 Bäume in 1.017 Vorkommen erfasst werden. Die Hauptverbreitung liegt im Bereich der Mittelgebirge. Für die Flatter-Ulmen wurden ca. 140.000 Bäume in 825 Vorkommen erfasst. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt eindeutig im Nordosten Deutschlands, oft an Bächen und Flüssen. Im Rahmen der Untersuchungen wurden bundesländerübergreifende Genzentren für die drei Ulmen-Arten identifiziert.

Holzverwendung

Das Holz der Ulme ist ein Edelholz mit einem hohen Härtegrad. Im Möbelbau wird dieses Holz „Rüster“ genannt. Es ist bei Tischlern und Schreinern beliebt. Es ist zäh, mäßig hart, besonders stoß- und druckfest und gut bearbeitbar, sehr wertvoll und wird zu Furnieren, Möbeln, Gewehrschäften, Parkett und Täfelungen verarbeitet. Die drei Arten Berg-Ulme, Flatter-Ulme und Feld-Ulme unterscheiden sich farblich sehr. Von hell-, mittel- bis dunkelbraun, eventuell auch mit rötlichen Akzenten. Charakteristisch für Ulmenholz sind neben den vielfältigen Farbvarianten außerdem die speziellen Maserungen. Da Ulmenholz besonders unter Wasser und unter der Erde relativ langlebig ist, wird es gern für Tief- und Wasserbauten verwendet. Leider haben Ulmen trotz ihres dekorativen Holzes heute kaum noch eine wirtschaftliche Relevanz.

Kontakt

+49 (0)228 6845-3385

Dr. Michaela Haverkamp

Bundesanstalt für Landwirtschaft
und Ernährung
Referat 331
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