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Wild-Apfel Wild-Apfel

Der Wild-Apfel (Malus sylvestris (L.) Mill.) ist bundesweit eine gefährdete Baumart. Die Gründe für seine Seltenheit und Gefährdung liegen in seiner Konkurrenz-schwäche gegenüber forstlichen Wirtschaftsbaumarten, durch die er – auch wegen mangelnder waldbaulicher Förderung – aus genutzten Wäldern auf Randlagen und Extremstandorte verdrängt wird.

Wild-Apfel (Malus sylvestris (L.) Mill.)

Wild-Apfel (Quelle:Baum des Jahres Dr. Silvius Wodarz Stiftung, A. Roloff)

Der Wild-Apfel ist eine der seltenen Baumarten und ein richtiges Multitalent mit vielen ökologischen Funktionen. Seine Blüten und Früchte dienen zahlreichen Insekten-, Wildtier-, Kleinsäuger- und Vogelarten als Nahrungsquelle. Bei der Gestaltung von Waldrändern trägt er als strukturgebendes Element zur Steigerung der Biodiversität bei. Seine Einbringung bei der Waldverjüngung erweitert ebenfalls die Baumartenpalette – damit erfüllt er wichtige Funktionen, die besonders in Zeiten des Klimawandels gefragt sind.

Darüber hinaus schätzen auch Menschen den Wild-Apfel: Im Frühjahr bereichert die weiße bis zartrosa Blütenpracht das Landschaftsbild. Der Gehalt an Vitamin C und Gerbstoffen ist im Wild-Apfel höher als bei einem Kultur-Apfel. Er wird zu Obstbrand, Marmelade und Tee verarbeitet. Doch ist die wirtschaftliche Bedeutung des Wild-Apfels gering, da sein festes und optisch ansprechendes Holz, das von Tischlern gerne verwendet wird, nur selten in größeren Mengen verfügbar ist.

Als Halblichtbaumart ist er sehr lichtbedürftig und daher konkurrenzschwach gegenüber anderen Baumarten. Er wächst meist einzeln vor allem in Auwäldern, in lichten Laub- und Kiefernwäldern, in Hecken und an Waldrändern und kann dort 80 bis 100 Jahre alt werden. Häufig strauchförmig wachsend kann er sich aber auch zu einem bis zu 15 Meter hohen Baum entwickeln. Es hat sich gezeigt, dass der Wild-Apfel ein sehr weitgefasstes Standortspektrum belegt, auch wenn frische, nährstoff- und basenreiche Böden bevorzugt werden. Mit seiner Vorliebe für sonnig-warme Standorte und seiner Winterhärte erhöht der Wild-Apfel die genetische Vielfalt der Wälder und ihre Anpassungsfähigkeit.

Stammen unsere Kulturäpfel vom Wild-Apfel ab?

Wild-Apfel (Quelle: LFE 2010)

Entgegen der verbreiteten Meinung ist der Wild-Apfel nicht der Vorfahre des Kulturapfels (Malus domestica). Genetische Untersuchungen belegen, dass der Kulturapfel ursprünglich ein Kreuzungsprodukt aus asiatischen Wildäpfeln (Malus sieversii) ist. Man geht heute davon aus, dass der Apfelanbau in Europa vor etwa 2000 Jahren begann. Als Besonderheit und nur für wenige Kulturpflanzen zutreffend, existieren in Europa Kultur- und Wildart nebeneinander. Allerdings wurden in die heutigen Kulturäpfel während des langen Domestikationsprozesses auch Gene des Wild-Apfels eingebracht.

Wichtig für die Erhaltung der seltenen Wild-Apfel-Bestände ist es, die Konkurrenzsituation mit dem Kulturapfel zu reduzieren. Zwischen beiden Formen gibt es keine Kreuzungsbarrieren, so dass sie miteinander hybridisieren (genetische Vermischung) und Mischformen entstehen. Diese sind oft schwer voneinander zu unterscheiden und erschweren die Erhaltung des ursprünglichen Wild-Apfels in der Kulturlandschaft. Wichtiges Indiz zur Bestimmung eines Wild-Apfels ist eine Fruchtgröße unter 3,5 cm und das Fehlen der Behaarung der Blattunterseite. Klarheit liefert jedoch nur eine genetische Untersuchung.

Vorkommen in Europa und Deutschland

Wild-Apfel-Ernte (Quelle: LFE 2009)

Der Wild-Apfel ist die einzige wild vorkommende Apfel-Art in Mitteleuropa. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über viele Teile Europas bis hin zum Ural im Osten und zur Iberischen Halbinsel im Westen. Im Norden ist der Wild-Apfel bis Südskandinavien verbreitet und im Süden kann man ihn mit etwas Glück bis zum Mittelmeer finden.

Trotz des sehr groß erscheinenden Verbreitungsgebietes gibt es nur noch sehr wenige zusammenhängende Populationen in Europa. Stattdessen ist der Wild-Apfel häufig als zerstreutes Vorkommen mit einer Populationsgröße unter 50 Individuen oder als Einzelexemplar zu finden.

In Deutschland existieren noch etwa 5.500 Individuen in ca. 250 Wild-Vorkommen. Die meisten Vorkommen sind in Mecklenburg, Süd-Niedersachsen und im Süden Baden-Württembergs lokalisiert; die meisten Individuen in Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg. Wichtige Genzentren befinden sich in Südwestdeutschland, in Mitteldeutschland im Osterzgebirge sowie in Nord-Brandenburg und an der Mecklenburg-Vorpommerschen Ostseeküste.