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Wild-Birne Seltene Baumarten

Die Wild-Birne (Pyrus pyraster (L.) Burgsd.) ist in ihrem Bestand bundesweit gefährdet. Die Gründe für die Seltenheit und Gefährdung liegen in ihrer Konkurrenz-schwäche gegenüber forstlichen Wirtschaftsbaumarten, durch die sie – auch wegen mangelnder waldbaulicher Förderung - aus genutzten Wäldern auf Randlagen und Extremstandorte verdrängt wird.

Wild-Birne (Pyrus pyraster (L.) Burgsd.)

Wild-Birne (Quelle: Wikipedia Rosser1954)

Die Wild-Birne ist eine echte Seltenheit von großem ökologischen Wert. Ihre Blüten und Früchte dienen zahlreichen Insekten-, Kleinsäuger- und Vogelarten als Nahrungsquelle. Bei der Gestaltung von Waldrändern trägt sie als strukturgebendes Element zur Steigerung der Biodiversität bei.

Mensch und Wild-Birne -  eine lange Tradition

Wir Menschen werden von der Ästhetik der Wild-Birne in ihren Bann gezogen:
Während des Frühjahrs im April und Mai bereichert die weiße bis zartrosa Blütenpracht das Landschaftsbild ungemein und im Herbst zeigt sich ihre einzigartige Laubverfärbung.
Nicht nur über das Aussehen der Wild-Birne freuen wir uns. Auch ihr braunrotes Holz ist sehr beliebt. Es ist ein hoch geschätztes und gesuchtes Edelholz in der Möbelindustrie sowie beim Bau von Musikinstrumenten - das Holz wird gerne für die Herstellung von Blockflöten, Griffen der Mundharmonika oder Klavieren verwendet. Aufgrund des seltenen Vorkommens sollte jedoch die Erhaltung dieser Baumart Vorrang vor der Nutzung und Verarbeitung des Holzes haben.

Die Wild-Birne als traditionelles Heilmittel

Die zirka 4 bis 6 cm großen Früchte der Wild-Birne sind essbar. Sie sind allerdings erst nach dem ersten Frost genießbar, wenn sie überreif und mehlig sind. Der Geschmack ist sehr herb, daher wird die Birnen-Frucht vorwiegend als Dörr- oder Backobst genutzt. Die Blütenknospen und das aus den Birnenkernen gewonnene Speiseöl dienen als gesunde Salatbeilage.

Traditionell ist eine Vielzahl an Anwendungen der Wild-Birne bekannt: Ein aus den Blüten zubereiteter Tee soll bei Nierenbeckenentzündungen heilsam sein. Dem Saft aus der Birnen-Frucht wird nachgesagt, dass er als Kur hilft, den Körper zu entgiften. Weiterhin geht man davon aus, dass der Wild-Birnenbaum die Fähigkeit besitzt, Schmerzen (insbesondere Zahnschmerzen) und Krankheiten (Gicht und Tuberkulose) des Menschen zu verringern.

Wild-Birne (Quelle: G. Huber, ASP)

Wild-Birnen in Europa

Die Verbreitung der Wild-Birne erstreckt sich von Westeuropa bis zum Kaukasus – in Nordeuropa hingegen ist sie nicht zu finden. Sie bevorzugt einen mäßig trockenen, basenreichen und nährstoffhaltigen Boden und findet sich vorwiegend in den warmen Tieflagen in lichten Mischholzbeständen, in denen auch Eichen eine größere Rolle spielen. Wild-Birnen, wie auch Wild-Äpfel, sind also als Relikte wärmeliebender Eichenwälder anzusehen. Saure oder übernässte Böden verträgt die Wild-Birne nicht. Steht sie am richtigen Standort (meist an der Trockengrenze eines Waldes), so wird sie mit einem bis zu einem Meter dicken Stamm und einer Höhe von 5 bis 15 Metern durchschnittlich 100 bis 150 Jahre alt. Manche Wild-Birnen werden sogar an die 200 Jahre alt.

Weiter hat sie für die Tierwelt einen hohen ökologischen Wert. Die Wild-Birne ist auf Fremdbestäubung angewiesen und wird von einer Vielzahl von Insektenarten bestäubt, zum Beispiel Zwei- und Hautflügler wie die Langhornbienen, Hummeln und Schwebfliegen. Vorrangige Bestäuber der Wild-Birne sind jedoch Bienen, so dass sie als ergiebige Bienenweide gilt.

Zudem erlangt die Wild-Birne aufgrund der hohen Trockentoleranz bei sich ändernden Klimabedingungen im Wald steigende Bedeutung. Denn mit dem Klimawandel und den damit einhergehend höheren Temperaturen könnte sie recht gut auskommen, die Vielfalt in den Wäldern bereichern und als Gewinnerin hervorgehen.

Vorkommen in Deutschland

Die Wild-Birne ist in ihrem Bestand bundesweit als gefährdete Baumart einzustufen. Die Gründe für ihre Seltenheit und Gefährdung liegen zum einen in ihrer Konkurrenzschwäche gegenüber forstlichen Wirtschaftsbaumarten, durch die sie – auch wegen mangelnder waldbaulicher Förderung - aus genutzten Wäldern auf Randlagen und Extremstandorte verdrängt wird. Eine zweite Bedrohung ist die genetische Vermischung mit Kulturbirnen, die im Zuge der generativen Vermehrung auftreten kann. Es gilt als gesichert, dass die heutigen Kultursorten aus Kreuzungen mehrerer Wild-Birnen-Arten stammen, wodurch eine Abgrenzung beider Arten zusätzlich erschwert wird.  

Die meisten der rund 14.000 in Deutschland erfassten Wild-Birnen finden sich vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Nordost-Württemberg sowie Nordwest-Bayern in Eichen- und Ulmen-Auwäldern, Eichen-Trockenwäldern und Felsgebüschen.

Wichtige Genzentren in Deutschland, sprich Vorkommensschwerpunkte mit hoher genetischer Vielfalt, finden sich im süddeutschen Raum in Franken, in Nord- und Mittel-Thüringen, im Bereich der mittleren Elbe und in Nordbrandenburg sowie in der Küstenregion Mecklenburg-Vorpommerns.

Kontakt

+49 (0)228 6845-3385

Dr. Michaela Haverkamp

Bundesanstalt für Landwirtschaft
und Ernährung
Referat 331
Deichmanns Aue 29
53179 Bonn

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