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Die Blutrote Victoria ist eine von vielen früher genutzten Sorten, die vielleicht für immer verschollen sind, weil sie nicht rechtzeitig und langfristig vor dem Verschwinden bewahrt werden konnten.
Bereits in den 90er Jahren schätzte die FAO, dass 75 Prozent der Kulturpflanzenvielfalt verschwunden sei. In einem Forschungsvorhaben ließ das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) untersuchen, wie groß die früher genutzte Sortenvielfalt bei Gemüse in Deutschland im Zeitraum von 1850 bis 1950 gewesen ist und kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Knapp 300 historische Literaturquellen wurden ausgewertet und die Ergebnisse in einer Datenbank zusammengeführt. Auf diese Weise konnten fast 7000 verschiedene Gemüsesorten erfasst werden – von denen tatsächlich auch für 75 Prozent kein Saatgut mehr nachgewiesen werden konnte. Umso wichtiger ist es, die noch existenten alten Sorten zu erhalten und auch wieder zurück in die Nutzung zu bringen. Dies gilt auch für die 17 Möhrensorten, die auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen stehen. Zum Glück konnten viele alte Möhrensorten in der Genbank des IPK oder bei verschiedenen Erhaltungsinitiativen vor dem Verschwinden gerettet werden. Saatgut dieser alten Sorten kann dort bestellt werden.
Möhren waren bei weitem nicht immer schon orange und länglich, es gab sie auch in kugelig, gelb, weiß oder lila. Die historische Gemüsedatenbank listet 155 verschiedene Möhrensorten auf. Heute findet man wieder häufig „bunte“ Möhren im Sortiment der Supermärkte oder auf dem Markt. Dabei handelt es sich aber in der Regel um Neuzüchtungen, die die Farbenvielfalt der Möhren früherer Zeiten imitieren. Leider muss für über 70 Prozent der ursprünglichen Möhrenvielfalt angenommen werden, dass die Sorten verschollen sind. Manchmal können verschollen geglaubte Sorten aber auch wiederentdeckt werden. Vielleicht haben Sie ja die Blutrote Victoria gesehen?
Die Welternährungsorganisation FAO hat das Jahr 2021 zum Internationalen Obst- und Gemüsejahr erklärt. Ein guter Anlass, um auf die große Vielfalt bei diesen Kulturen hinzuweisen und zwar nicht nur auf die Vielzahl der verschiedenen Obst- und Gemüsearten, sondern auch auf die große Sortenvielfalt, die im Laufe von Jahrhunderten entstanden ist. Sie ist wichtige Grundlage für den weiteren Züchtungsfortschritt und die Anpassungsfähigkeit der Produktionssysteme.