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Worum es geht Worum es geht

Die Aquatischen Genetischen Ressourcen (AqGR) umfassen alle wasserlebenden genetischen Ressourcen, die von aktuellem oder potenziellem Wert für die Produktivität und Nachhaltigkeit u.a. in der Fangfischerei und Aquakultur sind. 

Aquatische Genetische Ressourcen - Worum es geht

Bastardmakrelenschwarm (Trachurus trachurus)
(Quelle: Andrea Izotti_fotolia)

Tausende von Tier- und Pflanzenarten und ihre genetische Variabilität bilden das Netz des Lebens und die Grundlage für die Ernährung einer stetig wachsenden Weltbevölkerung. Die biologische Vielfalt ist damit eine der wichtigsten Ressourcen für den Ernährungs- und Agrarsektor.

In der Fischerei und Aquakultur bilden aquatische genetische Ressourcen (Aquatic Genetic Resources, AqGR) die Grundlage der Produktion. Sie ermöglichen es aquatischen Organismen, sich zu vermehren und zu wachsen, sich an natürliche und anthropogene Einflüsse wie den Klimawandel anzupassen, Krankheiten und Parasiten zu widerstehen und sich weiterzuentwickeln. Die Vielfalt aquatischer genetischer Ressourcen bestimmt die Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit der Arten an sich verändernde Umweltbedingungen und trägt zur großen Vielfalt an Formen, Farben und anderen Merkmalen bei.

Aquatische genetische Ressourcen (AqGR) umfassen in diesem Zusammenhang alle im Wasser lebenden Arten, ihre DNA, Gene, Chromosomen, Gewebe, Gameten und andere frühe Lebensstadien sowie Individuen und Populationen von Organismen mit tatsächlichem oder potenziellem Wert, welche für die Ernährung und das Wohlergehen des Menschen relevant sind.

Insbesondere Fische, aber auch Krebse, Muscheln und andere Meeresfrüchte gehören weltweit zu den wichtigsten Proteinlieferanten für die menschliche Ernährung. Gleichzeitig sind sie als Grundlage der Fischwirtschaft von erheblicher sozioökonomischer Bedeutung. Insbesondere die lokale Fischerei und die damit verbundenen Produktionszweige sichern weltweit das Einkommen von Teilen der Küstenbevölkerung.

Weltweit gibt es mehr als 31.000 Fischarten, 85.000 Weichtierarten, 47.000 Krebstierarten und 13.000 Arten von Meeresalgen in den unterschiedlichsten Meeres-, Süßwasser- und Brackwasserlebensräumen. Neben dieser großen Artenvielfalt, die die aquatischen Lebensräume besiedelt, gibt es auch eine große genetische Vielfalt innerhalb dieser Arten. Schon kleine Unterschiede in den Lebensräumen können genetische Anpassungen hervorrufen, die zur Bildung genetisch unterscheidbarer Populationen innerhalb einer Art führen. Entscheidend für ein nachhaltiges Fischereimanagement ist daher die Kenntnis der Populationsstruktur einzelner Arten. Nur wenn die genetische Vielfalt innerhalb einer Art bekannt ist, kann sie gezielt erhalten werden.

Die Vielfalt der AqGR stellt sicher, dass der Bedarf künftiger Generationen an Fisch und Meeresfrüchten auch unter sich ändernden Umweltbedingungen gedeckt werden kann. Die genetische Vielfalt ist somit die Grundlage für eine nachhaltige, leistungsfähige, betriebssichere und multifunktionale Fischereiwirtschaft. Die genetische Variabilität der in Aquakultur gezüchteten Arten ist die Voraussetzung für Zuchtfortschritt und eine nachhaltige Fischzucht.

Um den Schatz der AqGR weiterhin nutzen und entwickeln zu können, müssen die natürlichen aquatischen Ökosysteme als Grundlage der aquatischen Vielfalt erhalten bleiben. Neben dem Schutz und der Erhaltung der Arten muss auch die innerartliche Vielfalt auf Populationsebene erhalten werden, um einen Verlust der genetischen Vielfalt zu vermeiden.

Während die Fangfischerei an die Grenzen ihrer biologischen Produktivität stößt, spielt die Aquakultur eine immer wichtigere Rolle um den Bedarf an Fisch und Fischprodukten einer ständig wachsenden Weltbevölkerung zu decken. Heute werden mehr aquatische Arten in der Aquakultur gezüchtet als jemals zuvor. Während 1950 noch 72 Arten in der Aquakultur produziert wurden, waren es 2013 laut FAO bereits 575 Arten. Nur ein geringer Teil dieser Arten kann bislang als domestiziert gelten, d.h. die in Aquakultur gehaltenen Fischarten lassen sich in vielen Fällen kaum von ihren in der freien Natur vorkommenden Ursprungsarten unterscheiden. Durch die gezielte Entwicklung domestizierter und leistungsfähiger Zuchtlinien besteht in Zukunft die Möglichkeit, ressourcenschonender den Anteil der Aquakultur an der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung auf nachhaltige Weise zu erhöhen.

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Clemens Fieseler

Bundesanstalt für Landwirtschaft
und Ernährung
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